21.02.2024 - Allerlei

«Ich wollte schon immer Bäcker werden!»

von Raffael Schefer

Ich bin in einer Bäckerei aufgewachsen. Der Duft von frischgebackenem Brot war und ist immer da und ist mit nichts zu vergleichen. Manchmal intensiver, dann wieder ganz dezent. Aber er ist da. Ebenso wie das geschäftige Treiben. Ein geordnetes Durcheinander. Es wird geknetet und geformt und bedächtig, aber ebenso effizient an Teigen, süssen und salzigen Backwaren gearbeitet. Und wenn das fertige Backgut aus dem Ofen gezogen wird, ist der Duft am intensivsten und mit der Wärme zusammen entsteht ein wohliges, heimeliges Gefühl.

Wenn ich gross bin, werde ich ...
Meine Grosseltern Josy und Hans Schefer haben 1955 mit ihrer kleinen Quartierbäckerei den Grundstein für das heutige Unternehmen gelegt.
Wenn Grosseltern, Eltern und auch Mitarbeitende die gleiche Leidenschaft teilen, ist das ansteckend. So war der Wunsch, Bäcker zu werden, schon in frühen Jahren gross. Damals entstand die Idee, die Bäckerei in Zukunft mit meinen zwei Freunden weiterzuführen. Unter dem Namen Bäckerei ScheKüHu, was sich aus den Namen Schefer, Küchler und Hungerbühler zusammensetzte, wollten wir drei ein glorreiches Bäckerei-Imperium ins Leben rufen. Die Freundschaft zwischen uns dreien hat bis heute Bestand. Die Idee der gemeinsamen Bäckerei wurde aber bald einmal begraben.
In den Jugendjahren war das Mitarbeiten im elterlichen Betrieb aber dennoch weiterhin spannend. Wenn auch eher als Mittel zum Zweck. Die Mithilfe in der Backstube war eine willkommene und abwechslungsreiche Beschäftigung, um das Sackgeld aufzubessern.

Viele schöne Erinnerungen
An die Backstube an der Nordstrasse 3 kann ich mich nur noch vage erinnern. Der alte Backofen aber stand noch lange dort im Keller und dieses Bild hat sich mir eingeprägt. 1985 fand der Umzug der Backstube an die Fuchsenstrasse statt. In der ehemaligen Telefonzentrale wurde eine grössere Produktionsstätte mit viel mehr Platz neu eingerichtet.

An diesem Ort beginnen meine Kindheits- und Jugenderinnerungen. Verstecken spielen in der Backstube und im Lager und zwischendurch bei den Bäckergesellen ofenwarme Backwaren erbetteln war an der Tagesordnung. Dass ich als Kind so viel Zeit in der Backstube verbracht habe, ist heute fast undenkbar. Bereits als kleiner Knirps habe ich zwischen Mehlsäcken gespielt und gewartet, bis auch mein Vater alle Arbeiten abgeschlossen hatte und sich mit mir an der Hand in den wohlverdienten Feierabend begab.

Ich genoss die vielen Leute und die Geselligkeit in der Bäckerei
Die Bäcker und Konditoren sah ich praktisch täglich und ich genoss den Kontakt zu ihnen. Nicht nur wir Kinder haben öfters mal über die Stränge geschlagen, auch die Bäckergesellen waren nicht selten für Witze und Spässe zu haben. Eine lockere und familiäre Atmosphäre herrschte und ich fühlte mich durchwegs wohl. Das tröstete uns Kinder über die Tatsache hinweg, dass die Arbeit im Betrieb – mit aussergewöhnlichen Arbeits- und Öffnungszeiten – ein geregeltes Familienleben mit Wochenendausflügen und allem, was so dazugehört, nicht immer einfach machte. Doch schon damals habe ich gemerkt, dass es auch seine Vorzüge hat, wenn die Eltern viel am Arbeiten sind. Ich wusste aber zu jeder Zeit, wo sie sich aufhielten und wenn etwas drängte, nahmen sie sich immer Zeit und waren für mich da. So hatte ich mit meinen Eltern schon damals grossartige Vorbilder.

Als jedoch die Zeit der Berufswahl anstand, waren meine Laufbahn-Visionen nicht mehr ganz so klar. Der Gedanke, welcher sich in meinem Unterbewusstsein festgemacht hatte, war vermutlich, dass wenn ich mich für eine Lehre als Bäcker/Konditor entscheiden würde, ich automatisch den Betrieb würde übernehmen «müssen».

«JA» zum Bäckerberuf gleich «JA» zum elterlichen Betrieb
Auch wenn ich nie von meinen Eltern zur Berufswahl gedrängt wurde, war es wohl klar Bäcker = Betrieb. Dass mir meine Eltern die Zeit gelassen haben, welche ich für meinen Entscheid brauchte, schätze ich noch immer sehr. So kann ich aus Überzeugung sagen, dass ich den Beruf aus freien Stücken gewählt habe und die Konsequenzen sind die Folgen meiner ganz persönlichen Entscheidung.

Ausbildung
Im Jahr 2001 habe ich meine Berufslehre bei der Bäckerei Konditorei Schelbert in Muotathal begonnen. Diese Zeit habe ich als sehr schön und lehrreich erlebt. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich nur den elterlichen Betrieb gekannt und meine Ausbildung dort hat mir neue Aspekte der Betriebsführung und andere Ideen und Ansichten nähergebracht.

2004 bis 2005 habe ich die Zusatzlehre als Konditor-Confiseur absolviert, um von 2007 bis 2010 noch den Technischen Kaufmann anzuhängen. Der nächste Schritt war 2011 bis 2012 die Weiterbildung zum Chef Bäcker-Konditor.

Und dann ging es erst richtig los
Ab 2011 habe ich die Produktionsleitung der Bäckerei Schefer von meinem Vater übernommen und bin ab 2017 der Geschäftsleitung beigetreten.
Daraufhin habe ich im Jahr 2019 den Betrieb zusammen mit meiner Frau Lucia übernommen und wir führen diesen seither zusammen. In dieser Zeit ist der Betrieb von 115 Angestellten und 6 Standorten auf 7 Standorte angewachsen und aktuell zählt unser Team 140 Mitarbeitende.

Meine Kinderspielstube als neuestes Projekt für noch mehr Genuss
Das Unternehmen ist uns ans Herz gewachsen und fühlt sich immer mehr wie unseres an. Wir bringen unsere Philosophie mit ein und tragen diese mit unserer Arbeit und unserem Auftritt nach aussen. Diese Ausrichtung haben wir mit dem Umbau der grossen Bahnhofsfiliale am Sennhofplatz in Einsiedeln noch unterstrichen. So wurde der Ort meiner ersten Kindheitserinnerungen in ein weiteres cooles Projekt umgewandelt – in ein modernes, zeitgemässes Verkaufslokal mit einladendem Café.

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