06.02.2018 - Aus der Backstube

«Mir eis, mir eis»

von Raffael Schefer

Wie viele andere Einheimische bin auch ich der Meinung, dass es sich beim Brotauswerfen um den schönsten Fasnachtsbrauch weit und breit handelt. Jeweils am Nachmittag des Fasnacht-Dienstag machen sich Vertreter des STV Einsiedelns auf, um als Joheen, Mummerien und Hörelibajassen rund 9000 «Mütschli» auszuwerfen. Im Dorf werden jeweils drei Bühnen auf drei verschiedenen Plätzen aufgestellt. Vor dem Auswerfen bahnt sich die Maskengruppe durch die Menschenmenge einen Weg zur Bühne. Sobald alle ihre Position bezogen haben, beginnt das Auswerfen. Die Gäste versuchen dann jeweils, ein «Mütschli» direkt zu fangen.

Der Brauch lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Es wird angenommen, dass dem Brotauswerfen das Almosengeben zugrunde liegt. Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert wurde dieses dankbar angenommen, als in vielen Einsiedler Familien kein Überfluss herrschte. Was vermutlich viele nicht wissen, obliegt dieser Brauch seit 1904 allein dem Vorstand des Turnvereins. Die Generalversammlung hat kein Mitspracherecht.

Doch was hat dieser Brauch mit der Bäckerei Schefer gemein? Seit zwei Jahren dürfen wir die gesamte Anzahl der insgesamt über 2 Tonnen «Mütschli» produzieren – und dies alles in Handarbeit. Da könnt ihr euch vorstellen, wie es in der Nacht vom Fasnachtsmontag- auf Dienstag in der Backstube zu und her geht. Doch der Gedanke an die Kinder (und auch Erwachsenen), die mit leuchtenden Augen «mir eis, mir eis» rufen, lässt jeweils keine Müdigkeit aufkommen. Rund 100 Arbeitsstunden fallen alleine für die Mütschliproduktion und das Abpacken an. Und wir sind stolz und dankbar, Teil dieses alten Brauches zu sein.

Quellen und weitere Infos über das Brotauswerfen

Bild: ©Goldmäuder, René Hensler
https://www.buergerwehr.ch/228-Fasnachtsbraeuche.php
http://www.stv-einsiedeln.ch/aktive/index.php/brotauswerfen/der-brauch


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